A. E. I. O. U.

Fülszöveg

Willy Lorenz «A. E. I. 0. U.»
Es ist etwas vom Goldglanz der Kronen des altén Reiches und der Türme und Schlösser der Kronlánder der altén Donaumonarchie, das um diese Impressionen schwebt, die Peter Altenbergs berühmten Titel „Wie ich es sehe" ins Historische und Politische übertragen. Hinter diesen Skizzen werden für den rasch gefesselten Leser groBe Perspek-tiven sichtbar: Klosterneuburg, die Wiener Hofburg, Schönbrunn und das Belvedere. Diese máchtigen Chiffren der groBen Tragödie Öster-reich sagen schon an, daB hier ein Schicksal anvisiert wird, das immer noch verdecktund verstellt wird durch falsche Geschichtsklitterungen, durch Tabus, durch Scheuklappen und verengte Visiere. Der Autor verhehlt nicht die Tatsache, daB dieses groBe Schicksal - Österreich -, Schicksal, gewoben von Menschenhand, von Freund und Feind, eben-sosehr mit unverstandener Tragik wie mit unverstandener Schuld be-lastet ist Liebe aber, die sich selbst recht versteht und, da oft unbe-dankt, doch nicht in... Tovább

Fülszöveg

Willy Lorenz «A. E. I. 0. U.»
Es ist etwas vom Goldglanz der Kronen des altén Reiches und der Türme und Schlösser der Kronlánder der altén Donaumonarchie, das um diese Impressionen schwebt, die Peter Altenbergs berühmten Titel „Wie ich es sehe" ins Historische und Politische übertragen. Hinter diesen Skizzen werden für den rasch gefesselten Leser groBe Perspek-tiven sichtbar: Klosterneuburg, die Wiener Hofburg, Schönbrunn und das Belvedere. Diese máchtigen Chiffren der groBen Tragödie Öster-reich sagen schon an, daB hier ein Schicksal anvisiert wird, das immer noch verdecktund verstellt wird durch falsche Geschichtsklitterungen, durch Tabus, durch Scheuklappen und verengte Visiere. Der Autor verhehlt nicht die Tatsache, daB dieses groBe Schicksal - Österreich -, Schicksal, gewoben von Menschenhand, von Freund und Feind, eben-sosehr mit unverstandener Tragik wie mit unverstandener Schuld be-lastet ist Liebe aber, die sich selbst recht versteht und, da oft unbe-dankt, doch nicht in Aggressivitát und Brutalitát gegen andere flüchten will, kann sich — österreichisch (andernorts sieht es anders aus) — nur in Humor, Ironie, in eine stille Zártlichkeit bergen. Diese Zártlichkeit gilt, in diesen Impressionen, ebensosehr den groBen ldeen,die einstden über-aus vielfarbigen ProzeB des Lebens im Hause Österreich belebt, durchblutet und getragen habén, wie den kleinen Leuten, die nicht selten die treuesten Diener des Gesamtstaates waren und ihm über seinen Untergang hinaus die Treue hielten. Österreich — ist es nur besonnte und verschattete Vergangenheit? Wer sich hineinliest und hineindenkt in diese Skizzen, wird aus jeder efnzelnen von ihnen einen Ruf, einen Appell heraushören: die dringende Bitté, heute und morgen etwas würdiger, etwas edler, etwas verantwortungsbewuBter und etwas selbstkritischer in Österreich zu leben, zu arbeiten und der Zukunft ins Gesicht zu sehen mit dem offenen Blick in die Vergangenheit.
Verlag Herold • Wien • München Vissza