Fülszöveg
Der Städtebau der letzten Jahrzehnte ließ mit seiner Gestaltung von modernen Stadterweiterungen, einförmigen Wohnblocks und gleichartigen Satellitenstädten wieder die Bedeutung der Altstädte als historisch gewachsene Kerne bewußt werden. Das Wesen der Altstadt kann dabei nicht wissenschaftlich definiert werden -oft sind es Eindrücke und Stimmungen, die die Vorstellung von Altstadt eines jeden einzelnen von uns bestimmen: Jeder trägt sein persönliches Bild der Altstadt mit sich. Im raschen Wandel der Architekturmoden stellt die Altstadt oft einen Fixpunkt dar, auf den sich die Bewohner der modernen Stadtteile besinnen und beziehen können. Aber auch die Touristen und Gäste unseres Landes tragen an die Altstädte bestimmte Erwartungen, vielleicht durch Werbeprospekte vermittelt, heran - alle diese Voraussetzungen machen die Erhaltung der Altstädte zu einer verantwortungsvollen Aufgabe nicht nur in den großen Städten Österreichs, sondern vor allem auch in den Klein- und Mittelstädten,...
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Fülszöveg
Der Städtebau der letzten Jahrzehnte ließ mit seiner Gestaltung von modernen Stadterweiterungen, einförmigen Wohnblocks und gleichartigen Satellitenstädten wieder die Bedeutung der Altstädte als historisch gewachsene Kerne bewußt werden. Das Wesen der Altstadt kann dabei nicht wissenschaftlich definiert werden -oft sind es Eindrücke und Stimmungen, die die Vorstellung von Altstadt eines jeden einzelnen von uns bestimmen: Jeder trägt sein persönliches Bild der Altstadt mit sich. Im raschen Wandel der Architekturmoden stellt die Altstadt oft einen Fixpunkt dar, auf den sich die Bewohner der modernen Stadtteile besinnen und beziehen können. Aber auch die Touristen und Gäste unseres Landes tragen an die Altstädte bestimmte Erwartungen, vielleicht durch Werbeprospekte vermittelt, heran - alle diese Voraussetzungen machen die Erhaltung der Altstädte zu einer verantwortungsvollen Aufgabe nicht nur in den großen Städten Österreichs, sondern vor allem auch in den Klein- und Mittelstädten, die den Hauptanteil an den erhaltenswerten historischen Stadtteilen aufweisen. Der Architekt Rainer Reinisch geht in seinem Buch auf das Wesen der Altstadt im allgemeinen und auf die aktuellen Probleme bei ihrer Bewahrung ein. Im ersten Teil, „Erinnerung an die Vergangenheit", wird in einem geschichtlichen Abriß der Entwicklung der Städte in Österreich in ihren wichtigsten Stationen nachgegangen. Immer deutlicher kommt dabei zum Ausdruck, daß die historischen Stadtteile nicht - wie so oft fälschlich vermeint - rein zufällig in der heutigen Anordnung und Gestalt entstanden sind, sondern daß sie Ausdruck einer bewußten und willentlichen Formgebung sind: Was uns heute wie selbstverständlich erscheint, ist oft Resultat eines bewußten künstlerischen Gestaltungswillens. Der zweite Teil des Buches, „Zukunft für die Vergangenheit", macht die Probleme bei der Erhaltung von Altstädten deutlich. Einigkeit herrscht bei allen Betroffenen darüber, daß der Bestand an historischen Altstädten in Österreich bewahrt werden muß - bei den Mitteln und Wegen hingegen gehen die Meinungen auseinander. Oft fehlen koordinierte Maßnahmen und Handhaben für eine systematische Pflege des historischen Gebäudebestandes. Das beginnt schon bei der Organisation: Wer ist für den Schutz der Altstadt tatsächlich befugt, und welche Stadtteile müssen tatsächlich als erhaltenswert angesehen werden? Die Finanzierung der Altstadterhaltung ist von
(Fortsetzung auf der hinteren Klappe)
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Edition Christian Brandstätter ¦ Wien
einem verwirrenden Netz von Förderungen und Beiliilfen gekennzeiclinet, die gesetzli-clien Bestimmungen werden durch terminologische Unklarheiten erschwert. Von künstlerischer Seite stellt sich das Problem des Einfügens von Neubauten in eine historische Umgebung: Ist Anpassung oder bewußter Kontrast zu bevorzugen? Und letztlich sind alle Bestrebungen für die Erhaltung der Altstädte auf ihre Bewohner abzustimmen. Die auf Grund des fehlenden Komforts stattfindende Abwanderung von jungen Leuten an den Stadtrand ist ebenso gefährlich wie die Umgestaltung der Stadtkerne zu reinen Geschäfts- und Bürovierteln, die sich nach Arbeitsschluß in „Geisterstädte" verwandeln.
Alle in diesem Buch aufgeworfenen Fragen machen nicht nur bewußt, welche kunstgeschichtliche Bedeutung den Altstädten in unserer Zeit zukommt, sondern auch, was bei ihrer Erhaltung alles zu bedenken und zu beachten ist. Eine Fülle von Beispielen aus der österreichischen Architektur unterstreicht die fachmännischen Ausführungen. Die Aufnahmen des bekannten Photographen Gerhard Trumler zeigen in eindrucksvoller Weise, welche Kostbarkeiten Österreich mit seinen Altstädten besitzt.
RAINER REINISCH, Dipl.-Ing. Arch,, geboren 1933, aufgewachsen in Ferlach im Rosental/ Kärnten. Architekturstudium an der Technischen Universität Wien. Selbständiger Architekt in Wien. Seit 1969 Baudirektor der Stadt Braunau am Inn. Autor von „Theorie der Architektur" und „Das Altstadtensemble - Beispiel Inn-Salzach-Städte". Viele wissenschaftliche Publikationen über Denkmalschutz, Altstadterhaltung und Stadterneuerung. Lebt in Braunau.
GERHARD TRUMLER, geboren 1937 in Wien. International bekannter österreichischer Photograph. Mitglied im Wiener Künstlerhaus. Zahlreiche Portfolios, Auszeichnungen, Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Werke in privaten und öffentlichen Sammlungen. Mitarbeit an kunst- und kulturhistorischen Publikationen. Über dreißig Buchveröffentlichungen, u. a. „Klösterreich" 1978, „Traumschlösser" 1979, „Der Böhmerwald" 1980, „Das kleine Glück" 1982, „Das Buch der alten Mühlen" 1984, „In allen .Wipfeln . . ." 1985 und „Das Buch vom Wienerwald" 1985 (Text und Photographie). Lebt und arbeitet in Wien und im Waldviertel.
Edition Christian Brandstätter • Wien
Vissza