Amerika erobert Europa

Fülszöveg

Das Gesicht Europas nimmt immer mehr amerikanische Züge an. Unser Denken, unsere Lebensgewohnheiten werden vom »American way of life« mitbestimmt. Der von Kolumbus entdeckte Erdteil wird der Alten Welt immer mehr zum Schicksal - allerdings nicht in der Form, wie die Konquistadoren und Goldsucher es sich einst erträumten. In welcher Weise und auf welchen Wegen aber wird Amerika zum Schicksal Europas ? Es wird von der Wirtschaftsoffensive der USA gesprochen und von der Stationierung amerikanischer Truppen, aber nur ganz selten darüber, daß seit zwei Jahrhunderten eine sehr viel umfassendere »Eroberung« Europas durch Amerika stattfindet, deren Konsequenzen uns tagtäglich deutlicher sichtbar werden. Eine dieser Konsequenzen ist, daß sich Amerika seine Schätze nicht mehr entreißen läßt: es verkauft sie teuer - oder verschenkt sie großzügig, denn im Grunde ist »old Europe«, das Abendland, die ferne Heimat geblieben, zu der man eine respektvolle Liebe bewahrt. Was die ersten Siedler in... Tovább

Fülszöveg

Das Gesicht Europas nimmt immer mehr amerikanische Züge an. Unser Denken, unsere Lebensgewohnheiten werden vom »American way of life« mitbestimmt. Der von Kolumbus entdeckte Erdteil wird der Alten Welt immer mehr zum Schicksal - allerdings nicht in der Form, wie die Konquistadoren und Goldsucher es sich einst erträumten. In welcher Weise und auf welchen Wegen aber wird Amerika zum Schicksal Europas ? Es wird von der Wirtschaftsoffensive der USA gesprochen und von der Stationierung amerikanischer Truppen, aber nur ganz selten darüber, daß seit zwei Jahrhunderten eine sehr viel umfassendere »Eroberung« Europas durch Amerika stattfindet, deren Konsequenzen uns tagtäglich deutlicher sichtbar werden. Eine dieser Konsequenzen ist, daß sich Amerika seine Schätze nicht mehr entreißen läßt: es verkauft sie teuer - oder verschenkt sie großzügig, denn im Grunde ist »old Europe«, das Abendland, die ferne Heimat geblieben, zu der man eine respektvolle Liebe bewahrt. Was die ersten Siedler in Neu-England und den Wilden Westen investierten, haben die Enkel millionenfach zurückerstattet - und in einigen Fällen vielleicht auch heimgezahlt. Wie kein anderes von Europäern kolonisiertes Gebiet hat Amerika mit seinem Pfunde gewuchert. Seine Gaben an die Alte Welt -amerikanisches Geistesschaffen und amerikanisches Geld, amerikanische Technik und amerikanische Truppen - mögen ohne eine lange europäische Tradition
nicht denkbar sein, ebensowenig aber ist das Leben in Europa ohne diese »Einfuhrgüter« denkbar; sie sind kaum noch entbehrlich, gleichzeitig Wohltat und Plage, doppeldeutig wie das Wort » Amerikanisierung «. Gerhard Herms Versuch, alle Aspekte und Phasen dieses heute mehr denn je aktuellen Vorgangs erstmals in einem Buch zusammenzufassen und dabei beiden Kontinenten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß als Pionierleistung gewertet werden. Er schildert nämlich nicht nur die Strategie, die Triumphe, die segensreichen und die bedenklichen Auswirkungen der amerikanischen Offensive, sondern belegt sie auch durch eine Fülle von interessanten Fakten. So entstand ein Werk, das weit mehr ist als ein Katalog der materiellen und ideellen Eroberungen Amerikas. Herrn schuf eine lebendige Geschichte zweier Welten, die sich auf ihrem Weg durch die Zeiten trotz mancher Mißverständnisse und Katastrophen ständig aufeinander zubewegen und eines Tages vielleicht ein »Eura-merika« bilden werden, getrennt nur durch ein Binnenmeer. Es gibt zweifellos Gründe, die gegen einen so engen Zusammenschluß sprechen, doch die Argumente für die Notwendigkeit dieser Entwicklung sind erstaunlich stark, stärker als viele Menschen in Europa wahrhaben wollen. Herrn setzt sich auch mit den materiellen und geistigen Aspekten einer solchen Entwicklung auseinander und rundet damit sein Werk zu einem großangelegten kultur-, wirtschafts-und zeitgeschichtlichen Sachbuch ab, das berufen scheint, in Europa und in Amerika lebhafte Diskussionen auszulösen. Vissza