Botticelli

Fülszöveg

Bilder wie Sandro Botticellis (1445 bis 1510) »Frühling« oder »Geburt der Venus« gehören noch heute zu den meistreproduzierten und populársten Werken der italienischen Renaissancekunst. Selbst wenn niemand mehr den Kult früherer Generationen um diesen Meister und das Entzücken angesichts der Linienseligkeit seiner Schöpfungen teilen kann, ist man doch berührt von dem eigenartigen Zauber und der melancholischen Schönheit seiner Gestalten, obwohl der ganze komplizierte Inhalt sich nicht ohne weiteres erschlieEt und der helfenden Interpretation bedarf. Dabei ist Sandro nicht der weltfremde Tráumer, für den man ihn auf den ersten Blick haltén könnte. Sein CEuvre entstand in einer Zeit gewaltsamer politischer Auseinandersetzungen innerhalb Italiens und zunehmender Bedrohung durch auslándische Máchte. Wáhrend das reich gewordene Groí3bürgertum und der restaurative Klérus ein luxuriöses Leben führten, schritt der wirtschaftliche und moralische Verfall unaufhaltsam voran. In dieser... Tovább

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Bilder wie Sandro Botticellis (1445 bis 1510) »Frühling« oder »Geburt der Venus« gehören noch heute zu den meistreproduzierten und populársten Werken der italienischen Renaissancekunst. Selbst wenn niemand mehr den Kult früherer Generationen um diesen Meister und das Entzücken angesichts der Linienseligkeit seiner Schöpfungen teilen kann, ist man doch berührt von dem eigenartigen Zauber und der melancholischen Schönheit seiner Gestalten, obwohl der ganze komplizierte Inhalt sich nicht ohne weiteres erschlieEt und der helfenden Interpretation bedarf. Dabei ist Sandro nicht der weltfremde Tráumer, für den man ihn auf den ersten Blick haltén könnte. Sein CEuvre entstand in einer Zeit gewaltsamer politischer Auseinandersetzungen innerhalb Italiens und zunehmender Bedrohung durch auslándische Máchte. Wáhrend das reich gewordene Groí3bürgertum und der restaurative Klérus ein luxuriöses Leben führten, schritt der wirtschaftliche und moralische Verfall unaufhaltsam voran. In dieser Situation gewann der Prediger Savonarola mit seinen Kirche und Staat betreffenden Reformbestrebungen eine breite Anhángerschaft und wurde zum Ideologen der demokratischen Bewegung, die in der Vertreibung der Medici und der Wiedererrichtung der Republik in Florenz gipfelte. Botticelli stand nicht abseits dieser Vorgánge, er war, wie der Autor der vorliegenden Publikation hervorhebt, »ein ,passioné', der alle Themen der mediceischen Epoche aufgriff: Seine Vorstellungskraft entzündete sich in gleichem MaíSe an den religiösen Auffassungen Savonarolas wie an denpoetischen Visionen Lorenzos des Práchtigen und Polizianos oder am gigantischen Werk Dantes. Die groEen Leidenschaften und Ereignisse der zweiten Hálfte des 15. Jahrhunderts hinterliefíen in seinem Schaffen unverwischbare Spuren.« Vissza