Brot für die Toten

Fülszöveg

„Wir sterben, und der Starkc verhöhnt unseren Tod, wir sterben, und unser Namc erlischt zusammen mit unserem Leben, denn Dein Wille duldet kein Zeugnis" - diese Klage eines Rabbis um die Not der Verfolgten, der Hungernden und Sterbendcn findet in dicsem Buch Bestátigung und Widerlegung zuglcich. Denn Bogdán Wojdowski, der seinen Román über das Warschauer Gettó von der Entstehung bis zu scinem Untergang aus der Distanz eines Vierteljahrhunderts niederschrieb, ist sich seiner Ohnmacht wie seiner Verpflichtung gegenüber den Hunderttausenden namenloser Opfer bewuík: Das einzige, was er ihnen zu geben vermag, ist dieser Versuch, ihrem Leiden und Sterben cin Denkmal zu setzen, literarisches Zeugnis als Brot für die Toten. Das Schicksal der Familie Fremde spiegelt alle Phasen jenes Leidensweges, dessen Darstellung dadurch an dokumentarischer Hártc geíwinnt, dafí Wojdowski die Welt aus der Sicht eines Kindes schildert, des zwölfjáhrigen Dávid Fremde, der das Geschehen wertfrei aufnimmt,... Tovább

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„Wir sterben, und der Starkc verhöhnt unseren Tod, wir sterben, und unser Namc erlischt zusammen mit unserem Leben, denn Dein Wille duldet kein Zeugnis" - diese Klage eines Rabbis um die Not der Verfolgten, der Hungernden und Sterbendcn findet in dicsem Buch Bestátigung und Widerlegung zuglcich. Denn Bogdán Wojdowski, der seinen Román über das Warschauer Gettó von der Entstehung bis zu scinem Untergang aus der Distanz eines Vierteljahrhunderts niederschrieb, ist sich seiner Ohnmacht wie seiner Verpflichtung gegenüber den Hunderttausenden namenloser Opfer bewuík: Das einzige, was er ihnen zu geben vermag, ist dieser Versuch, ihrem Leiden und Sterben cin Denkmal zu setzen, literarisches Zeugnis als Brot für die Toten. Das Schicksal der Familie Fremde spiegelt alle Phasen jenes Leidensweges, dessen Darstellung dadurch an dokumentarischer Hártc geíwinnt, dafí Wojdowski die Welt aus der Sicht eines Kindes schildert, des zwölfjáhrigen Dávid Fremde, der das Geschehen wertfrei aufnimmt, nicht wágend und urteilend wie die Erwachscnen. Wenn es überhaupt etwas Tröstliches gibt, dann sind es dic Beispiele echtcn Heldentums jener Namenlosen, das in der Bewahrung der menschlichen Würde bestand, im Willen zum Überleben, in der Überwindung resignierend fatalistischer Hoffnungslosigkeit. Die erschiittcrnde Aussage des Romans, der nach Andrzejewskis „Karwoche", nach Rudnickis und Borowskis Erzáhlungen über die Zeit der Menschenverachtung zu den beeindruckendsten literarischen Zeugnisscn gegen den Faschismus gehört, resultiert bei aller Hárte eben aus jener poetisch überhöhten Menschlichkeit. Vissza