Das bewegte Leben des Lasik Roitschwantz

Fülszöveg

Ende der zwanziger Jahre lernte ich auf dem Montparnasse den polnisch-jüdischen Schriftsteller Warszawski und seine Freunde kennen. Sie erzáhlten mir spafiige Geschichten von dem Aberglauben und der Schláue altgláubiger Kleinstadtjuden. Dann las ich einen Band chassidischer Legenden, deren Poesie mir gefiel. Ich nahm mir vor, einen satirischen Román zu schreiben. Sein Held, der Schneider Lasik Roitschwantz aus Homel, ist ein armer Teufel, den das Geschick von einem Land ins andere treibt. Ich stellte unsere NOP-Leute und Buchstabengelehrten aus abgelegenen Winkeln dar, polnische Rittmeister der Epoche der Militárdiktatur, deutsche Spiefibürger, französische Astheten und englische Heuchler. Lasik Roitschwantz beschliefit in seiner Verzweiflung, nach Palástina zu gehen; doch das vermeintliche „gelobte" Land ist wie alle anderen: den Reichen geht es gut, den Armen schlecht. Lasik will einen „Bund zur Rückkehr in die Heimat" gründen, erklárt, nicht unter einer Palme, sondern im... Tovább

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Ende der zwanziger Jahre lernte ich auf dem Montparnasse den polnisch-jüdischen Schriftsteller Warszawski und seine Freunde kennen. Sie erzáhlten mir spafiige Geschichten von dem Aberglauben und der Schláue altgláubiger Kleinstadtjuden. Dann las ich einen Band chassidischer Legenden, deren Poesie mir gefiel. Ich nahm mir vor, einen satirischen Román zu schreiben. Sein Held, der Schneider Lasik Roitschwantz aus Homel, ist ein armer Teufel, den das Geschick von einem Land ins andere treibt. Ich stellte unsere NOP-Leute und Buchstabengelehrten aus abgelegenen Winkeln dar, polnische Rittmeister der Epoche der Militárdiktatur, deutsche Spiefibürger, französische Astheten und englische Heuchler. Lasik Roitschwantz beschliefit in seiner Verzweiflung, nach Palástina zu gehen; doch das vermeintliche „gelobte" Land ist wie alle anderen: den Reichen geht es gut, den Armen schlecht. Lasik will einen „Bund zur Rückkehr in die Heimat" gründen, erklárt, nicht unter einer Palme, sondern im liebenswerten Homel geboren zu sein, und wird von jüdischen Fanatikern umgebracht. Westliche Kritiker tauften meinen Helden den „jüdischen Schwejk". Aus: Ilja Ehrenburg „Menschen Jahre Lebencc Ein sowjetischer Schwejk. . .? Selbst Literaturkenner waren überrascht, auf solch ein zugleich ungemein amüsantes und tragisches, menschlich-allzumenschliches Buch im Werk des grófién Weltreporters und Chronisten der ersten zwei Vissza