Fülszöveg
Meyrinks Golem, als Buch und Film einer der dauerhaftesten Erfolge dieses Jahrhunderts, gehört zu den klassischen Werken einer dichterischen Literatur des Phantastischen. Wie seine Vorbilder Hoifmann und Poe, ähnlich aber auch einem Kafka, läßt Meyrink das Traumhafte einer rätselvollen »anderen Dimension« schon in der handgreiflichen Alltagswelt beginnen, Wirklichkeit und Überwirklichkeit ununterscheidbar zusammenfallen. Dazu bedurfte es freilich einer Wirklichkeit wie der des düster-geheimnisumwitterten Judenviertels der Prager Altstadt, jener Stadt, die Meyrink ein Leben lang immer von neuem faszinierte und die die Substanz seines Dichtens zuinnerst mitbestimmte. Die legendäre Figur des wiederkehrenden Wunderrabbi, dem jüdischen Sagenschatz entlehnt, wird freilich unter den Händen Meyrinks zu mehr als nur packend erneuerter Uberlieferung: sie wird zur Chiffre, zum Zeichen für die Gewalt einer magischen Verfremdung alles Gewohnten. »Modern«, von beklemmender Gegenwärtigkeit in...
Tovább
Fülszöveg
Meyrinks Golem, als Buch und Film einer der dauerhaftesten Erfolge dieses Jahrhunderts, gehört zu den klassischen Werken einer dichterischen Literatur des Phantastischen. Wie seine Vorbilder Hoifmann und Poe, ähnlich aber auch einem Kafka, läßt Meyrink das Traumhafte einer rätselvollen »anderen Dimension« schon in der handgreiflichen Alltagswelt beginnen, Wirklichkeit und Überwirklichkeit ununterscheidbar zusammenfallen. Dazu bedurfte es freilich einer Wirklichkeit wie der des düster-geheimnisumwitterten Judenviertels der Prager Altstadt, jener Stadt, die Meyrink ein Leben lang immer von neuem faszinierte und die die Substanz seines Dichtens zuinnerst mitbestimmte. Die legendäre Figur des wiederkehrenden Wunderrabbi, dem jüdischen Sagenschatz entlehnt, wird freilich unter den Händen Meyrinks zu mehr als nur packend erneuerter Uberlieferung: sie wird zur Chiffre, zum Zeichen für die Gewalt einer magischen Verfremdung alles Gewohnten. »Modern«, von beklemmender Gegenwärtigkeit in diesem Roman aus dem Jahre 1915 die tiefe, zweifelvolle Frage nach der Identität des Menschen angesichts der Übermacht unbegriffener, anonymer Kräfte,
die sein bewußtes Ich und dessen erinnerte Vergangenheit auslöschen und Zeiten und Schicksale auf unheimliche Weise vertauschbar erscheinen lassen. Bei aller Hintergründigkeit — Mey-rink war wohlvertraut mit allen Subtilitäten mystischer Spekulation zwischen Kabbala, Gnosis und Theosophie — wird hier jedoch keine abstrakte Existenzanalyse geboten, vielmehr dramatisch zugespitztes Geschehen; nicht Resultat kühl kalkulierender Konstruktion ist dieses Budi, sondern Zeugnis eigener betroffener Erfahrung seines Autors in den Grenzbezirken der Seele, bezwingend in spannungskräftige Handlung umgesetzt.
Die Neuausgabe gewinnt zusätzliche Bedeutung durch die kongenialen Illustrationen von Hugo Steiner-Prag, von denen ein Teil schon dem Erstdruck angehörte. Steiner-Prag, 1880 in der Moldaustadt geboren, 1945 im New Yorker Exil gestorben, war wie wenige berufen, die spezifische »Golem «-Welt zeichnerisch zu gestalten; seine Lithographien in ihrem mystischen Helldunkel erfassen in trefTlicher Weise das kennzeichnend Atmosphärische und zugleich Visionäre von Meyrinks Meisterwerk.
Gustav Meyrinks berühmter und vielgelesener Roman - ein Hauptwerk literarischer Phantastik und Vlystik, in der Tradition Poes und E.T. A. Hoffmanns - bezwingendes Zeugnis geheimnisvoller Offenbarungen aus Grenzbereichen der
Seele
KZ-J.r---^
-.-"-A-j
•¦!yw
rSM
Vissza