Die Heilige Schrift und die Tradition

Fülszöveg

Tradition ist ein Thema, das Icatholische wie evangelische Theologen der Gegenwart zutiefst bewegt. Während früher die Schwerpunkte in der kontroverstheologischen Diskussion einerseits auf der Verteidigung der nichtgeschriebenen Überlieferung und andererseits auf der Verteidigung des Sola-Scriptura-Prinzips lagen, hat die Theologie heute eine breitere Basis und neue Ausgangspunkte für ein fruchtbares Gespräch gewonnen. Der Tübinger Dogmatiker J. R. Geiselmann trägt an diesem Wandel der Situation einen wesentlichen Anteil; sein neues Buch bildet den Niederschlag eines jahrelangen, im Für und Wider der Meinungen gereiften Bemühens, das Wesen der Tradition imd ihr Verhältnis zur Heiligen Schrift besser zu verstehen. Dieses Bemühen wendet sich im vorliegenden Werk zunächst der apostolischen Überlieferungzu, ihrer Weiterentwicklung zur kirchlichen Überlieferung und der Rolle der Heiligen Schrift in diesem Vorgang. Dann wird in einem großen Abschnitt Tradition als ein... Tovább

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Tradition ist ein Thema, das Icatholische wie evangelische Theologen der Gegenwart zutiefst bewegt. Während früher die Schwerpunkte in der kontroverstheologischen Diskussion einerseits auf der Verteidigung der nichtgeschriebenen Überlieferung und andererseits auf der Verteidigung des Sola-Scriptura-Prinzips lagen, hat die Theologie heute eine breitere Basis und neue Ausgangspunkte für ein fruchtbares Gespräch gewonnen. Der Tübinger Dogmatiker J. R. Geiselmann trägt an diesem Wandel der Situation einen wesentlichen Anteil; sein neues Buch bildet den Niederschlag eines jahrelangen, im Für und Wider der Meinungen gereiften Bemühens, das Wesen der Tradition imd ihr Verhältnis zur Heiligen Schrift besser zu verstehen. Dieses Bemühen wendet sich im vorliegenden Werk zunächst der apostolischen Überlieferungzu, ihrer Weiterentwicklung zur kirchlichen Überlieferung und der Rolle der Heiligen Schrift in diesem Vorgang. Dann wird in einem großen Abschnitt Tradition als ein allgemeinmenschliches Phänomen in seinen Strukturen und Gesetzen (wie Ritus, festgefügte Formeln, Kontinuität und Aktualität) analysiert, um auch von hier aus die Theologie der Offenbamngstradition zu unterbauen ; dabei wird das Problem der Uroffenbarung und ihrer Tradition im Anschluß an die Tübinger Schule besonders behandelt. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Lehre des Konzils von Trientüber das Verhältnis von Schrift und Tradition, ihr théologie- und dogmengeschichtlicher Zusammenhang, ihre Auswirkung auf die spätere Traditionslehre und ihre heutige umstrittene Interpretation. Das Konzil stellte der späteren Theologie erst die Aufgabe, das Verhältnis der beiden Glaubensquellen zu klären, bot aber noch nicht diese Klärung selbst. Mit Melchior Cano und Petrus Canisius setzte eine Auflösung des inneren Zusammenhangs von Schrift und Tradition ein, die das theologische Denken der Neuzeit weithin beherrschte und auch heute noch nicht überwunden ist. Geiselmann geht dieser
Vissza