Die letzten dreißig Jahre

Fülszöveg

Hans loachim Schoeps, Angehöriger des Jahrgangs 1909, legt hier seine Autobiographie vor. In einer weniger bewegten Zeit als der unsrigen wäre ein Autor, der das fünfte Jahrzehnt noch nicht vollendete, kaum legitimiert, sein eigenes Leben im Spiegel der »letzten dreißig Jahre« zu beschreiben. Aber vielleicht hat sich nie zuvor mehr Geschichte ereignet als während dieser drei Dezennien: Zwei Weltkriege, das Ende der Monarchie in Deutschland, die Republik und ihre Beseitigung durch Hitler, die bedingungslose Kapitulation 1945, ein mühseliger, schier aussichtsloser Neubeginn, und das Ende der geistigen Beunruhigung im wirtschaftlichen Aufstieg. Ereignisse, die heute noch nicht zu übersehende und zu erfassende Veränderungen bewirkt haben. Erster Umriß ihrer historischen Fixierung bietet der Erlebnisbericht, die subjektive Niederschrift eines Menschen,
dessen persönliches Schicksal vor allem ihn eng an das Geschehen dieser Zeit band. Wie sehr dabei Heil und Unheil deutscher Geschichte... Tovább

Fülszöveg

Hans loachim Schoeps, Angehöriger des Jahrgangs 1909, legt hier seine Autobiographie vor. In einer weniger bewegten Zeit als der unsrigen wäre ein Autor, der das fünfte Jahrzehnt noch nicht vollendete, kaum legitimiert, sein eigenes Leben im Spiegel der »letzten dreißig Jahre« zu beschreiben. Aber vielleicht hat sich nie zuvor mehr Geschichte ereignet als während dieser drei Dezennien: Zwei Weltkriege, das Ende der Monarchie in Deutschland, die Republik und ihre Beseitigung durch Hitler, die bedingungslose Kapitulation 1945, ein mühseliger, schier aussichtsloser Neubeginn, und das Ende der geistigen Beunruhigung im wirtschaftlichen Aufstieg. Ereignisse, die heute noch nicht zu übersehende und zu erfassende Veränderungen bewirkt haben. Erster Umriß ihrer historischen Fixierung bietet der Erlebnisbericht, die subjektive Niederschrift eines Menschen,
dessen persönliches Schicksal vor allem ihn eng an das Geschehen dieser Zeit band. Wie sehr dabei Heil und Unheil deutscher Geschichte biographische Folgen hatte, macht das Buch Hans Joachim Schoeps' deutlich. Der Verfasser ist Preuße und Jude; dieses Zusammentreffen zweier, wie oft angenommen wird, sich gegenseitig ausschließender Elemente von außerordentlich starker Prägekraft machen sein Leben exemplarisch. Das Typische an Schoeps' Autobiographie ist zugleich ein typisch Deutsches: es spiegelt sich im Werdegang des Autors wider, dessen geistige Existenz bestimmt wurde von der Wandervogelbewegung, der bündischen Jugend, dem Erlebnis Preußen, der Philosophie Diltheys' und dem jüdischen Schicksal. Das Buch ist nicht allein die Lebensgeschichte eines Einzelnen, sondern zugleich auch ein Bild jüngster preußischer und deutscher Geschichte. Vissza