Fülszöveg
Max Jakobson
am 30. September 1923 in Viipuri geboren, machte 1941 das Abitur und wurde Redakteur der finnischsprachigen Abteilung der BBC. Von 1948 bis 1953 berichtete er als Korrespondent der finnischen Zeitung »Uusi Suomi« aus London, war anschließend fünf Jahre lang Presseattache in Washington. Jakobson wurde dann Ministerialrat und Leiter des Pressebüros im Finnischen Außenministerium, später Ministerialdirigent und leitete von 1962 bis 1965 die politische Abteilung dieses Ministeriums. Seit 1965 ist Max Jakobson Botschafter bei den Vereinten Nationen. Im Econ Verlag veröffentlichte er das Buch: »Finnlands Neutralitätspolitik zwischen Ost und West«.
Dieses Buch des finnischen Botschafters bei den Vereinten Nationen ist kein Plädoyer zu Schuld und Sühne, sondern ein exakter, authentischer Bericht über die diplomatischen Hintergründe des finnisch-sowjetischen Winterkrieges 1939/40, ein nüchternes Referat über Geschehenes und Unterlassenes. Max Jakobson ordnet aus zahlreichen...
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Fülszöveg
Max Jakobson
am 30. September 1923 in Viipuri geboren, machte 1941 das Abitur und wurde Redakteur der finnischsprachigen Abteilung der BBC. Von 1948 bis 1953 berichtete er als Korrespondent der finnischen Zeitung »Uusi Suomi« aus London, war anschließend fünf Jahre lang Presseattache in Washington. Jakobson wurde dann Ministerialrat und Leiter des Pressebüros im Finnischen Außenministerium, später Ministerialdirigent und leitete von 1962 bis 1965 die politische Abteilung dieses Ministeriums. Seit 1965 ist Max Jakobson Botschafter bei den Vereinten Nationen. Im Econ Verlag veröffentlichte er das Buch: »Finnlands Neutralitätspolitik zwischen Ost und West«.
Dieses Buch des finnischen Botschafters bei den Vereinten Nationen ist kein Plädoyer zu Schuld und Sühne, sondern ein exakter, authentischer Bericht über die diplomatischen Hintergründe des finnisch-sowjetischen Winterkrieges 1939/40, ein nüchternes Referat über Geschehenes und Unterlassenes. Max Jakobson ordnet aus zahlreichen Quellen schöpfend, den zunächst nur diplomatischen Konflikt zwischen dem kleinen Land und seinem großen Nachbarn in das weltpolitische Geschehen jener Jahre ein. Er analysiert schließlich die langen Vorverhandlungen, bei denen sich maßgebende finnische Politiker ungewöhnlich unnachgiebig zeigten, während die sowjetische Führungsspitze scheinbar überraschend gelassen taktierte. Gerade diese Kapitel regen zum Nachdenken an und geben zu den politischen Ereignissen von heute Hinweise von erstaunlicher Aussagekraft.
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges erhielt ein tausend Jahre altes Problem im Nordosten Europas neue brisante Aktualität, die Frage, wie das russische Sicherheitsbedürfnis und die Eigenstaatlichkeit Finnlands miteinander in Einklang gebracht werden können. Von den damals führenden finnischen Politikern wurde dieses Sicherheitsbedürfnis nicht als legitim anerkannt, sondern nur als ein Vorwand für die Sowjetisierung Finnlands angesehen.
So war bei allen Verhandlungen unsichtbar, aber um so stärker fühlbar das
Schutzumschlag: Ralf Rudolph
Mißtrauen am Konferenztisch vertreten. Mehr noch, finnisches Mißtrauen gegenüber dem mächtigen, »roten« Staat Rußland-Sowjetunion und sowjetrussisches Mißtrauen gegenüber dem »weißen« Finnland, das aus der Sicht des Kreml als potentieller Verbündeter der Faschisten ebenso wie der Kapitalisten galt. In diesem eng abgesteckten Rahmen konnte sich die Großmacht noch eine gewisse Elastizität leisten. Finnland dagegen beschränkte sich darauf, abstrakte Prinzipien zu verteidigen und wähnte sidi in der scheinbaren Sicherheit, daß die Regierungen in Stockholm, Berlin, Rom, Paris, London oder Washington rechtzeitig ihre »schützenden Hände über den nordöstlichen >Außenposten des Abendlandes< halten würden«. In dieser Situation wurde der militärische Zusammenstoß unvermeidlich. Schon bald nach Kriegsausbruch begannen neue alte Männer in einem kleinen Kreis mit geradezu haarsträubend undemokratischer Geheimpolitik eine politische Lösung des Konflikts herbeizuführen. Ihre wichtigsten Verbündeten dabei waren die Kampfbereitschaft der finnischen Soldaten und die unerhörte Zähigkeit des ganzen Volkes, dessen Durchhalten schließlich den finnischen »Abwehrsieg« ermöglichte: Trotz territorialer Verluste blieb die Republik Finnland - im Gegensatz zu den baltischen Staaten - souverän. Die zunehmend hastiger werdende Aktivität der Diplomaten hinter brüchiger werdenden Fronten, das Auftreten von Mme. Kollontay und der Amateurdiplomatin Hella Wuolijoki in Stockholm, das Auftauchen und Verschwinden von Otto Ville Kuusinen sind die erregenden Höhepunkte dieser schon historischen Ereignisse, die Max Jakobson plastisch, zeitnah und gegenwartsbezogen geschildert hat.
Vissza