Englische Dramen

Fülszöveg

Zu Beginn der fünfziger Jahre vollzog sich in der englischen Gegenwartsliteratur ein Wandel, der die wesentlichen literarischen Genres erfaíke - Román, Lyrik und Drama. Vor allém im Bereich des Dramas hatte England seit Jahren unter einer láhmenden Stagnation gelitten, die namhafte Bühnenkritiker zu düsteren Prophezeiungen veranlaíke. Als die rebellische Geisteshaltung der „zornigen jungen Mánner" im Jahre 1956 mit dem Stück „BKck zurück im Zorn" von John Osborne auch auf die Bühne übergrift und als in der Folgezeit zahlreiche brillant geschriebene realistische Stücke bekannt wurden, sprachen die gleichen Kritiker plötzlich von einem „zweiten elisabethanischen Zeitalter". Nicht zu Unrecht. Denn das englische Theater verfügt heute, genau zehn Jahre nach dem Durchbruch des gegenwartsbezogenen Stückes, über eine groBe Zahl begabter und kritischer Autoren, wie sie kein anderes westeuropáisches Land aufzuweisen hat. Die vorliegende reprásentative Anthologie spürt diesem Phánomen nach,... Tovább

Fülszöveg

Zu Beginn der fünfziger Jahre vollzog sich in der englischen Gegenwartsliteratur ein Wandel, der die wesentlichen literarischen Genres erfaíke - Román, Lyrik und Drama. Vor allém im Bereich des Dramas hatte England seit Jahren unter einer láhmenden Stagnation gelitten, die namhafte Bühnenkritiker zu düsteren Prophezeiungen veranlaíke. Als die rebellische Geisteshaltung der „zornigen jungen Mánner" im Jahre 1956 mit dem Stück „BKck zurück im Zorn" von John Osborne auch auf die Bühne übergrift und als in der Folgezeit zahlreiche brillant geschriebene realistische Stücke bekannt wurden, sprachen die gleichen Kritiker plötzlich von einem „zweiten elisabethanischen Zeitalter". Nicht zu Unrecht. Denn das englische Theater verfügt heute, genau zehn Jahre nach dem Durchbruch des gegenwartsbezogenen Stückes, über eine groBe Zahl begabter und kritischer Autoren, wie sie kein anderes westeuropáisches Land aufzuweisen hat. Die vorliegende reprásentative Anthologie spürt diesem Phánomen nach, sie demonstriert an Hand von typischen Dramen aus der Feder der sechs bekanntesten Bühnenschriftsteller die Vielfalt des modernen englischen Theaters. Charakter und Dramaturgié, Stimmung und Problemstellung, Aussage und Wirkung der Stücke sind denkbar verschieden. Eines habén diese Werke, deren Autoren noch zur jüngeren Generation gehören, jedoch gemeinsam: Sie stellen Fragen an den Schutzumschlag: Lothar Reher/Harald Metzkes
Zuschauer (oder an den Leser), Fragen, die dazu geeignet sind, die Menschen zum Denken anzuregen. Wenn bei Osbornes legendárem Jimmy Porter der Zorn des Rebellen im kleinbürgerlichen Alltag zu ersticken droht, so liefert Arnold Weskers Serviererin Beatie Bryant („Tag für Tag") einen überzeugenden Beweis dafür, daft aus tiefer Enttáuschung geborener Mut durchaus der Grundstein zu einem neuen Leben sein kann. Harold Pintér („Die Geburtstagsfeier") stellt seinen Helden in die schwer greifbare inhumane Welt des Kapitalismus, und Shelagh Delaney („Bitterer Honig") spürt dem Solidaritátsgefühl in einer Umwelt nach, die den einzelnen an den Rand des Abgrunds drángt. John Arden schlieBlich gelangt in seiner „unhistorischen Parabel" („Der Tanz des Sergeanten Musgrave") über Krieg und Frieden zu einer dem Historischen verpflichteten, humanistischen Perspektive, wáhrend Brendan Behan („Die Geisel") den anachronistisch gewordenen Nationalismus persifliert, der den Menschen bedroht. Sechs Dramatiker stellen Fragen, bei deren dramaturgischer Umsetzung sie Anregungen der GroBen des Welttheaters - Brecht, Ibsen, Hauptmann - aufgegriffen habén. Geistige Spannung, humanistisches Anliegen und künstlerisches Wollen - lebendiges Theater unserer Zeit, geschrieben nicht zuletzt auch für ein Publikum, das geeignete Antworten íindet. Vissza