Ergänzungswerk II/1.

Előszó

Wichtiger noch als das Beispiel ist für die Predigt das Gleichnis, dem Christus selbst durch sein Vorbild für alle Zeiten Heimatrecht in der christlichen Verkündigung verliehen hat. Wenn bei Matthaus und Márkus nidit weniger als die Hálfte, bei Lukas sogar etwa zwei Drittel aller Lehrworte des Herrn auf kürzere oder lángere Gleichnisreden entfallen, so zeigt das alléin schon, mit welcher Vorliebe sich der Menschensohn als Lehrer der Menschheit dieses Mittels zur Veranschaulichung der Heilswahrheiten bedient hat. Wie hatte er auch den Volksscharen die übersinnlichen Wahrheiten vom Gottesreich besser nahebringen können als durch das Gleichnis, das durch die Hülle des Bildes die höhere Wirklidikeit durchschimmern Iáik. So kam es, dafi Matthaus (13,34) imAnschlufi an die Seepredigt sagen konnte: „Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu ihnen, und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen." Gerade die Gleichnisse Jesu und seine gleichnisartigen Aussprüche habén sich den Hörern aller Zeiten am tiefsten eingeprágt, ja sie habén sich den Erdkreis erobert. Das „Volk" ist nun einmal in einem verborgenen Winkel seines Herzens Dichter, sein Herz spricht an und schwingt mit, wenn man es mit dem Zauberstab von Bild und Gleichnis berührt. Auch höchste Gedanken werden verstándlich, wenn ein treffender Vergleich sie der inneren Anschauung nahebringt, und die sittliche Forderung findet beim Hörer Eingang, wenn ein geeignetes, zum Herzen sprechendes Gleichnis in ihm die Erkenntnis auslöst: Auch du bist gemeint! So schien es angebracht, der Beispielsammlung eine wenigstens ebenso umfangreiche Sammlung von Gleichnissen folgen zu lassen. Seit den zwei Bánden „Gleichnisse und Sinnbilder" von A. Kotte (1864) ist auf diesem Gebiet keine gröíkre systematische Arbeit mehr erschienen. Inzwischen hat sich der Geschmack wie die Erkenntnis, z. B. der belebten und unbelebten Natúr, so stark gewandelt, dafí man die meisten Vergleiche der erwáhnten Sammlung in jenes Asyl für abgenutzte Gleichnisse aufnehmen könnte, das ein Homilet einmal angeregt hat. Wertvoller als die Anlage einer solchen Ruhestátte schien _ jedoch die E>arbietung braudibaren Stoffes für den Hörer von heute, die hier_ versucht wird. Dabei wurde die Auswahl nicht auf das Gleichnis im strengen Sinn des Wortes beschránkt, sondern alles einbezogen, was geeignet schien, eine höhere Wahrheit sinnbildlich zu veranschaulichen. Nidit aufgenommen wurde, obwohl gerade sie dem gesprochenen Wort am meisten Anschauung und Glanz verleiht, die kürzeste Art des Vergleichs, die Metapher, die mit einem Kleinbild, einem schmückenden Beiwort, einem rasch hingeworfenen „wie . . einen ganzen Satz zum Leuchten bringen kann. Wer vermöchte audi den Sdimelz und Duft einer lebendigen Blume im Herbárium einzufangen? Wer das silberne Bünkén, das den Wellengang des Sees lebhaft Spiegelt, auf Papier oder Leinwand zu bannen? Hier hilft nur, auCer der eigenen Anlage, das Studium der Meister, denen es gegeben war, sich „in Bild und Gleichnis" allén verstándlich zu machen. Vissza