Fülszöveg
Dürers »Vier Apostel«, ursprünglich als Bild für einen Altar gedacht, wurden zu einer politischen Demonstration gegen die »Schwarmgeister« der Reformation umfunktioniert. Correggios »Leda mit dem Schwan« hielt ein geistesgestörter französischer Herzog für sinnlichesTeufelswerk. Er beschädigte das Bild mit Messer und Flamme.
Gemälde haben ihre Schicksale. Bei ihrer Entstehung ging es oft erregend und dramatisch zu. Manet zerschnitt seine »Erschießung Kaiser Maximilians« in mehrere Teile, die abenteuerliche Odysseen erlebten. Bruegel schuf sein »Schlaraffenland« nicht als liebliche Idylle, sondern als knallharte Anklage wider die Unsitten der Zeit. Gemälde erzählen Geschichten. Über die Story hinter dem Bild gewinnt das Gemälde und die Kunstbetrachtung neues Leben -eine neue Dimension, weil es sich uns auf eine ganz neue Art erschließt. Bilder großer Maler, von Giotto bis Rubens und von Vermeer bis Picasso, erzählen ihre Geschichten: die ihrer Entstehung und ihrer Schöpfer, ihrer...
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Fülszöveg
Dürers »Vier Apostel«, ursprünglich als Bild für einen Altar gedacht, wurden zu einer politischen Demonstration gegen die »Schwarmgeister« der Reformation umfunktioniert. Correggios »Leda mit dem Schwan« hielt ein geistesgestörter französischer Herzog für sinnlichesTeufelswerk. Er beschädigte das Bild mit Messer und Flamme.
Gemälde haben ihre Schicksale. Bei ihrer Entstehung ging es oft erregend und dramatisch zu. Manet zerschnitt seine »Erschießung Kaiser Maximilians« in mehrere Teile, die abenteuerliche Odysseen erlebten. Bruegel schuf sein »Schlaraffenland« nicht als liebliche Idylle, sondern als knallharte Anklage wider die Unsitten der Zeit. Gemälde erzählen Geschichten. Über die Story hinter dem Bild gewinnt das Gemälde und die Kunstbetrachtung neues Leben -eine neue Dimension, weil es sich uns auf eine ganz neue Art erschließt. Bilder großer Maler, von Giotto bis Rubens und von Vermeer bis Picasso, erzählen ihre Geschichten: die ihrer Entstehung und ihrer Schöpfer, ihrer Auftraggeber und ihrer Fälscher, ihrer Nachahmer und ihrer Zerstörer. Aus der Spannung zwischen Auftraggeber und Künstler entstanden die großen Werke. Ohne den unbeherrschten, jähzornigen Papst Julius IL, der den geborenen Bildhauer Michelangelo zum Malen zwang, wäre die Decke der Sixtinischen Kapelle nie entstanden. Mäzene waren nicht nur Partner, sondern oft Tyrannen der Künstler. Das Leben und seine Bedürfnisse diktierten dem Künstler, was er zu malen hatte. Die Religiosität des Mittelalters forderte Kunstwerke für den kirch-
liehen Gebrauch oder für die andächtige Versenkung. Der Herrscher verlangte ein Bild, das den Triumph über den besiegten Gegner zeigt. Ohne die eitle Maria von Medici hätte de^ Louvre in Paris heute nicht die prunkvolle Gemäldeserie des Peter Paul Rubens. Aber Künstler schufen auch im Selbstauftrag, als Kritiker an der Zeit und ihrer Gesellschaft. Géricault malte sein Riesengemälde mit den Schiffbrüchigen der »Medusa« als Anklage gegen ein Regime, Picasso das »Guemica«-Bild als wütenden Appell an das Welt gewissen. Es entstanden Bilder, in denen der Künstler sich lossagte von der Konvention und den Wünschen der Gesellschaft, die ihn dafür in Acht und Bann tat. Oder es malte einer, der eigentlich eher ein Priester werden wollte — Vincent van Gogh -, seine trunkene brüderliche Liebe zur Natur und zu allem Lebendigen mit wühlendem Pinsel auf die Leinwände; kein Mensch, auch kein Kollege verstand ihn - und er erschoß sich. In einer Kunstgeschichte ganz neuer Art werden in dem vorüegenden Band mit vielen großformatigen Farbfotös und in herausvergrößerten Details, die Inhalt und Sinn des Kunstwerks deutlich machen, Geschichten zur Kunst erzählt. Die sorgfältig recherchierten und kenntnisreich geschriebenen Texte machen diesen Bildband zu einem Kunsterlebnis, bei dem die Gemälde in neuem Licht erstrahlen, weil uns ihre Story mit ihnen vertraut macht. Die Unfälle und Zufälle, die Schicksale von Künstlern und Kunstwerken, die einzeln geschildert werden, schließen sich am Ende zu einer leuchtenden Kette großer künstlerischer Ereignisse zusammen. Gemälde haben Geschichte - und erzählen Geschichten.
Schutzumschlagbild: Bertelsmann, Bildarchiv
Vissza