Hochzeitsreise

Fülszöveg

„In unserem Beruf erhalten wir oft Briefe, und es gibt kaum einen Journalisten, der seinen Lesern nicht schon einmal die Epistel eines seiner unbekannten Brieffreunde preisgegeben hatte. Ein Beispiel, dem ich hier folgen will. Ach! da gibt es die verschiedensten Briefe! Die einen schmeicheln, die anderen steinigen uns. Einmal sind wir der einzige grofte, der einzige kluge Mann, das einzige Genie und der einzige Wahrheitsfanatiker der zeitgenössischen Presse, dann wieder sind wir nichts als ein ganz gemeiner Kerl, ein scheuftlicher Gauner, der mindestens das Gefángnis verdient. Für Lobreden oder Schmáhungen dieser Art genügt es schon, die Meinung eines Lesers über dieFrage der Ehescheidung oder über gleitende Steuern zu teilen oder nicht. Haufig bekommen wir zu einem Thema gleichzeitig die wármsten Glückwünsche und giftigsten VerHERMANN LUCHTERHAND VERLAG
weise, so daí? es zuguterletzt ziemlich schwierig ist, sich eine Meinung über seine eigene Person zu bilden. Manchmal habén diese... Tovább

Fülszöveg

„In unserem Beruf erhalten wir oft Briefe, und es gibt kaum einen Journalisten, der seinen Lesern nicht schon einmal die Epistel eines seiner unbekannten Brieffreunde preisgegeben hatte. Ein Beispiel, dem ich hier folgen will. Ach! da gibt es die verschiedensten Briefe! Die einen schmeicheln, die anderen steinigen uns. Einmal sind wir der einzige grofte, der einzige kluge Mann, das einzige Genie und der einzige Wahrheitsfanatiker der zeitgenössischen Presse, dann wieder sind wir nichts als ein ganz gemeiner Kerl, ein scheuftlicher Gauner, der mindestens das Gefángnis verdient. Für Lobreden oder Schmáhungen dieser Art genügt es schon, die Meinung eines Lesers über dieFrage der Ehescheidung oder über gleitende Steuern zu teilen oder nicht. Haufig bekommen wir zu einem Thema gleichzeitig die wármsten Glückwünsche und giftigsten VerHERMANN LUCHTERHAND VERLAG
weise, so daí? es zuguterletzt ziemlich schwierig ist, sich eine Meinung über seine eigene Person zu bilden. Manchmal habén diese Briefe zwanzig Worte, manchmal habén sie zehn Seiten. In solch einem Fali genügt es, zehn Zeilen zu lesen, um sich über Gewicht und Tonart des Briefes klar zu werden und ihn im Papierkorb, dem Friedhof des Altpapiers, zu begraben. Gelegentlich geben uns diese Briefe aber auch viel zu denken. So geht es mir zum Beispiel mit einer Zuschrift, die meinen Lesern mitzuteilen mir eine Sache des Gewissens ist " So beginnt eine Geschichte von Maupassant, die Sie auf Seite 63 weiterlesen können. In diesen 23 storys ist der ganze Maupassant enthalten. Ob er eine wahre oder erfundeneBegebenheit berichtet: immer durchschaut er das Leben, in das er vorurteilsfrei und sozusagen hoffnungslos verliebt ist. HERMANN LUCHTERHAND VERLAG Vissza