Homilien über das Wort Gottes II.

Fülszöveg

Evelys Homilien wollen weder rhetorische Kunstwerke sein noch sind es wohlgeordnete Predigtentwürfe, die eher der christlichen Moral als der Vertiefung des Glaubens dienen. Evely versucht vielmehr, das eigentliche Anliegen der neutestamentlichen Verkündigung aufzudecken und in unsere Zeitsituation hinein zu übersetzen. Man hat ihm schon vorgeworfen, daß er die ganze Religion zerstöre, die man sonst vorgesetzt bekomme, und unsere mühsamen Anstrengungen, mit Gott durch sorgfältig überlegte Leistungen quitt zu werden, ad absurdum führe. Evely leugnet das gar nicht, denn er will nicht eine Religion, in der der Christ als Leistender Gott gegenübertritt, sondern sich als Sünder fühlt, der ganz von der B armherzigkeit Gottes abhängt und darin sein Glück findet. Gerade deshalb aber spricht er den Menschen an, so daß die Frohe Botschaft diesem nicht mehr als etwas Fremdes, Lebensabseitiges, als etwas Nur-Sakrales erscheint, das mit seinem Leben als modernem Menschen nichts zu tun hat und... Tovább

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Evelys Homilien wollen weder rhetorische Kunstwerke sein noch sind es wohlgeordnete Predigtentwürfe, die eher der christlichen Moral als der Vertiefung des Glaubens dienen. Evely versucht vielmehr, das eigentliche Anliegen der neutestamentlichen Verkündigung aufzudecken und in unsere Zeitsituation hinein zu übersetzen. Man hat ihm schon vorgeworfen, daß er die ganze Religion zerstöre, die man sonst vorgesetzt bekomme, und unsere mühsamen Anstrengungen, mit Gott durch sorgfältig überlegte Leistungen quitt zu werden, ad absurdum führe. Evely leugnet das gar nicht, denn er will nicht eine Religion, in der der Christ als Leistender Gott gegenübertritt, sondern sich als Sünder fühlt, der ganz von der B armherzigkeit Gottes abhängt und darin sein Glück findet. Gerade deshalb aber spricht er den Menschen an, so daß die Frohe Botschaft diesem nicht mehr als etwas Fremdes, Lebensabseitiges, als etwas Nur-Sakrales erscheint, das mit seinem Leben als modernem Menschen nichts zu tun hat und seine alltägliche Wirklichkeit nicht trifft.
Es ist also für ihn geradezu notwendig, daß der normale Christ seine gewohnte Auffassimg von »Religion« revidieren und sein Verhältnis zu Gott neu leben muß. Denn um mit Evelys eigenen Worten zu sprechen — »wir sakralisieren verzweifelt alle möglichen Dinge, aber wir vergessen, die Wirklichkeiten zu schaffen, für die die Sakramente das Zeichen und die Quelle sind«. Das spezielle Thema dieser Predigten für die Zeit nach Ostern und Pfingsten ist dabei die christliche Freude. »Wenn ihr nur das Kreuz kennt, habt ihr Ostern nicht gefeiert, habt ihr den Übergang vom Tod zum Leben nicht vollzogen. Eure Religion macht nicht frei Sie ist nicht die Religion. Christi, die die Religion der Auferstehung, der Öffnung für Gott und die anderen, die Religion der Freude ist.« Evely vergißt dabei' nicht, daß die christliche Freude die Freude der Seligpreisungen, der »überwundenen Trauer« ist, aber er weiß ebensogut, daß nur hier sich der Weg zur Freiheit, Hochherzigkeit, Sieghaftigkeit öffnet. Vissza