Käthe Leichter

Fülszöveg

Die Auseinandersetzung mit den Theorien und den Ideen der Arbeiterbewegung und mit ihren Trágern steht im Zeichen des unaufhaltsamen Wandels der Gesellschaft. Langst wird die Arbeiterbewegung als eine der wesentlichen Wurzeln der sozialen Entwicklung anerkannt, und die Wissenschaft hat das Leben und Wirken ihrer führenden Theoretiker und Politiker in ihr Blickfeld einbezogen. Die dynamische Spháre politischen Denkens und Handelns war in der österreichischen Arbeiterbewegung stets durch einen besonderen Umstand gekennzeichnet: Neben den dominierenden Persönlichkeiten war meist eine bedeutende Zahl von Mánnern und Frauen wirksam, die nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit standén. Und gerade von ihnen ging maBgeblicher EinfluB auf die gesamte politische und geistige Entwicklung aus. Eine davon war Káthe Leichter. Sie sah in der Befreiung der arbeitenden Frau einen entscheidenden Beitrag zur Befreiung aller arbeitenden Menschen. Als politischer Typus eine militante Nonkonformistin,... Tovább

Fülszöveg

Die Auseinandersetzung mit den Theorien und den Ideen der Arbeiterbewegung und mit ihren Trágern steht im Zeichen des unaufhaltsamen Wandels der Gesellschaft. Langst wird die Arbeiterbewegung als eine der wesentlichen Wurzeln der sozialen Entwicklung anerkannt, und die Wissenschaft hat das Leben und Wirken ihrer führenden Theoretiker und Politiker in ihr Blickfeld einbezogen. Die dynamische Spháre politischen Denkens und Handelns war in der österreichischen Arbeiterbewegung stets durch einen besonderen Umstand gekennzeichnet: Neben den dominierenden Persönlichkeiten war meist eine bedeutende Zahl von Mánnern und Frauen wirksam, die nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit standén. Und gerade von ihnen ging maBgeblicher EinfluB auf die gesamte politische und geistige Entwicklung aus. Eine davon war Káthe Leichter. Sie sah in der Befreiung der arbeitenden Frau einen entscheidenden Beitrag zur Befreiung aller arbeitenden Menschen. Als politischer Typus eine militante Nonkonformistin, blieb sie ihrer humánén Grundeinstellung als mitfühlende Frau und als vorbildliche Mutter treu. Der Nachwelt blieb ihr Werk, der Torso eines Lebenswerks, das die Frühvollendete hinterlieB, nachdem sie dem politischen Terror und dem Rassenwahn zum Opfer gefallen war. Das erhalten Gebliebene láBt ahnen, was mit Káthe Leichter an schöpferischer Potenz vor der Zeit vernichtet worden ist. Professor Herbert Steiner hat eine Auswahl aus ihren Arbeiten und das Fragment ihrer Autobiographie für einen groBen Leserkreis kenntnisreich, mit starkem Aktualitátsbezug vorgenommen und mit einer kritischen Einleitung versehen. Káthe Leichter hat in staunenswerter Perspektive nicht nur die wesentlichen Gesichtspunkte sozialer Frauenemanzipation, sondern auch der ökonomischen Mitbestimmung und der Problematik der Vergesellschaftung einer Generation vorweggenommen. Die Selbstdarstellung ihrer Jugend záhlt zu den bedeutenden Zeitbildern. Sie ist das Portrát der Folgegeneration des liberalen Bürgertums nach der Jahrhundertwende. Káthe Leichter wurde 1895 in Wien geboren, wo sie Staatswissenschaft studierte.
sie dazu, in Deutschland den Doktorgrad zu erwerben. Nachdem sie ihren Weg zur Sozialdemokratie gefunden hatte - er führte über die Konfrontation mit dem Schicksal von Arbeiterfamilien im Ersten Weltkrieg wirkte Káthe Leichter in der Sozialisierungskommission der jungen österreichischen Republik. Nach dem Ausscheiden aus der funktionslos gewordenen Institution wurde sie Frauenreferentin der Wiener Arbeiterkammer. Die Zerstörung der Demokratie im Jahre 1934 drángte sie in die politische ülegalitát. Nachdem Österreich dem noch brutaleren deutschen Faschismus zum Opfer gefallen war, ging sie ihren Weg bis zum bittérén Ende. Sie starb 1942 als Konzentrationslagerháftling. Vissza