Fülszöveg
„Es geschieht oft, daß die allgemeine Ansicht eines Zeitalters — eine Ansicht, von welcher niemand frei war und ohne eine außergewöhnliche Leistung von Genie und Mut auch nicht frei sein konnte — für ein späteres Zeitalter eine so handgreifliche Absurdität wird, daß es dann die einzige Schwierigkeit ist, sich vorzustellen,
wie so etwas überhaupt glaubhaft sein konnte." Mit diesen Worten des John Stuart Mili beschließt der Verfasser des vorliegenden Buclies die erste der vier Abhandlungen, die sein Werk ausmachen. Er hätte das ganze Buch mit denselben beschließen, oder sie auch als voran-gcschicktes Motto benutzen können. Er trägt nämlicli lauter solche Thesen vor, welche für die Pfleger der offiziellen, akademischen Sprachwissenschaft samt und sonders arge Ketzereien sein müssen. Die Grimmsche Lautverschiebung, das Vernersche Gesetz, das Palatal-gesetz und alle anderen Gesetze der Germanistik und Indogermanistik sind nach ihm lauter Chimären. Nach ihm hat es nie eine...
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Fülszöveg
„Es geschieht oft, daß die allgemeine Ansicht eines Zeitalters — eine Ansicht, von welcher niemand frei war und ohne eine außergewöhnliche Leistung von Genie und Mut auch nicht frei sein konnte — für ein späteres Zeitalter eine so handgreifliche Absurdität wird, daß es dann die einzige Schwierigkeit ist, sich vorzustellen,
wie so etwas überhaupt glaubhaft sein konnte." Mit diesen Worten des John Stuart Mili beschließt der Verfasser des vorliegenden Buclies die erste der vier Abhandlungen, die sein Werk ausmachen. Er hätte das ganze Buch mit denselben beschließen, oder sie auch als voran-gcschicktes Motto benutzen können. Er trägt nämlicli lauter solche Thesen vor, welche für die Pfleger der offiziellen, akademischen Sprachwissenschaft samt und sonders arge Ketzereien sein müssen. Die Grimmsche Lautverschiebung, das Vernersche Gesetz, das Palatal-gesetz und alle anderen Gesetze der Germanistik und Indogermanistik sind nach ihm lauter Chimären. Nach ihm hat es nie eine indogermanische oder eine germanische Ursprache gegeben; desgleichen auch keine semitische oder ural-altaische, denn alle Sprachen des eurasischen Kontinentes seien durch
die unvollkommene, entstellende Erlernung — also die Pidginisie-rung — der einzigen Kultursprache des Neolithikums entstanden. Die Erfinder dieser einzigen wirklichen Ursprache seien nach dem Verfasser auch die Erfinder des Ackerbaues und damit auch die Begründer der ganzen neolithischen Kultur gewesen.
Wclchcm Volke die Erfinder der Ursprache und des Ackerbaues angehörten, dies wird der Leser in der dritten Abhandlung erfahren. Er wird dann nicht umhin können, für oder wider die Hauptthese des Verfassers Stellung zu nehmen. Das Buch wird sich zweifelsohne als höchst kontroversicll erweisen. Wenn CS der Verlag in die Welt schickt, geschieht dies in der Überzeugung, daß es von Zeit zu Zeit wissenschaftliche Schocks geben müsse, soll der Fortschritt der Wissenschaft nicht ins Stockcn geraten. Wenn aber der Leser, der das vorliegende Buch in die Hand nimmt, auf die ärgsten linguistischen Ketzereien gefaßt sein muß, so kann er sich dadurch entschädigt fühlen, daß er ein wissenschaftliches Werk liest, dessen Darstel-lungsweisc sich vom allgemein üblichcn trockcnen Gelehrtenstil sehr vorteilhaft unterscheidet.
Vissza