Fülszöveg
Kunsthandwerk und Kunstgewerbe dienen dem Zweck, die Gegenstände des täglichen Umgangs so schön wie möglich zu gestalten. Dieses Streben ist so alt wie die menschliche Kultur, und es ist allen Menschen gemeinsam, wo immer sie leben und auf welcher Kulturstufe sie sich auch befinden mögen.
Ob als Kaufobjekt für den eigenen Bedarf oder als Gegenstand musealer Bewunderung: schönes Kunsthandwerk erfreut und ist somit ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität.
Wenn vom Kunsthandwerk die Rede ist, so liegt die Betonung zunächst auf dem Handwerk. Denn ob beim Goldschmied, beim Schreiner, beim Schlosser, Glasbläser oder Teppichknüpfer -stets ist solides handwerkliches Können unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit. Was den Kunsthandwerker jedoch aus der Masse seiner Fachkollegen heraushebt, ist die Fähigkeit zum eigenständigen künstlerischen Entwurf. Der Kunsthandwerker arbeitet stets nach eigenen Ideen, und dies unterscheidet ihn vom Kunstgewerbe, das nach zugelieferten...
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Fülszöveg
Kunsthandwerk und Kunstgewerbe dienen dem Zweck, die Gegenstände des täglichen Umgangs so schön wie möglich zu gestalten. Dieses Streben ist so alt wie die menschliche Kultur, und es ist allen Menschen gemeinsam, wo immer sie leben und auf welcher Kulturstufe sie sich auch befinden mögen.
Ob als Kaufobjekt für den eigenen Bedarf oder als Gegenstand musealer Bewunderung: schönes Kunsthandwerk erfreut und ist somit ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität.
Wenn vom Kunsthandwerk die Rede ist, so liegt die Betonung zunächst auf dem Handwerk. Denn ob beim Goldschmied, beim Schreiner, beim Schlosser, Glasbläser oder Teppichknüpfer -stets ist solides handwerkliches Können unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit. Was den Kunsthandwerker jedoch aus der Masse seiner Fachkollegen heraushebt, ist die Fähigkeit zum eigenständigen künstlerischen Entwurf. Der Kunsthandwerker arbeitet stets nach eigenen Ideen, und dies unterscheidet ihn vom Kunstgewerbe, das nach zugelieferten Entwürfen künstlerisch wertvolle Produkte mit handwerklichen Methoden fertigt. Gehen Künstlerentwürfe in industrielle Serienproduktion, so spricht man von der Industrieform.
In der Praxis lassen sich freilich zumindest die beiden erstgenannten Begriffe kaum sauber voneinander trennen, und so soll in diesem Buch sowohl das Kunsthandwerk als auch das Kunstgewerbe Berücksichtigung finden. Das Kunsthandwerk als künstlerische Gestaltung von Schmuck und Gerät gehört zu den frühesten Betätigungen des Menschen. Es setzt ein, als dieser beginnt, über die bloße Befriedigung seiner Elementarbedürfnisse hinaus ästhetische Ansprüche an seine Umgebung zu stellen, und so kann praktisch jede Sparte unseres Kunsthandwerks auf eine vieltausendj ährige Tradition zurückblicken. Beispielsweise wußten schon die Babylonier um die Kunst, Majolikakacheln herzustellen, hochgerühmt waren keltische Schmiedearbeiten, die QuaHtät der altorientalischen Teppiche konnte inJahrtausenden nicht wesendich gesteigert werden, und was steinzeiüiche Keramiker vor neuntausend J ahren schufen, würde j eder Töpferei unserer Tage zur Ehre gereichen. Aber Kunsthandwerk ist Gebrauchskunst, dient dem Zweck, den Alltag zu verschönem, die Lebensqualität in der Gegenwart zu steigem. Werke vergangener Epochen können dazu nur beitragen, soweit sie noch als Handelsware erscheinen, und sei es zu Liebhaberpreisen. Der Kunst- und Antiquitätenmarkt versorgt eine kaufkräftige Kundschaft mit Möbeln und Teppichen, dazu allen mögUchen Sammelobjekten, von kostbaren, tausend Jahre alten Chinoiserien bis hin zu Gläsern und Riechdöschen. Vieles wird man aber auf dem Markt in aller Regel vergebens suchen. Alte Stickmustertücher oder Puppenhäuser entdeckt der Kenner in Spezialsamm-lungen und - oft nur durch Zufall - in abseitigen Heimatmuseen.
Vissza