Fülszöveg
Über Mayerling ist viel geschrieben worden, wobei Vermutungen und Spekulationen ungleich zahlreicher sind als
die gesicherten Fakten. Österreichs Geschichte scheint auf Gedeih und Verderb mit Operette und Straußschen Walzerklängen verbunden zu sein, und ein Gutteil dieser Operetten Wirklichkeit hat, wenn schon nicht zur eigentlichen Tragödie, so doch zum Mythos von Mayerhng beigetragen.
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Über Mayerling ist viel geschrieben worden, wobei Vermutungen und Spekulationen ungleich zahlreicher sind als die gesicherten Fakten. Österreichs Geschichte scheint auf Gedeih und Verderb mit Operette und Straußschen Walzerklängen verbunden zu sein, und ein Gutteil dieser Operettenwirklichkeit hat, wenn schon nicht zur eigentlichen Tragödie, so doch zum Mythos von Mayerling beigetragen. Man nehme nur die Protagonisten: der alte Kaiser, der seine Akten selbst erledigt, selbst sein allererster Beamter ist, stets Uniformen bevorzugt oder den Jagdanzug, der aber nicht nur...
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Fülszöveg
Über Mayerling ist viel geschrieben worden, wobei Vermutungen und Spekulationen ungleich zahlreicher sind als
die gesicherten Fakten. Österreichs Geschichte scheint auf Gedeih und Verderb mit Operette und Straußschen Walzerklängen verbunden zu sein, und ein Gutteil dieser Operetten Wirklichkeit hat, wenn schon nicht zur eigentlichen Tragödie, so doch zum Mythos von Mayerhng beigetragen.
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Über Mayerling ist viel geschrieben worden, wobei Vermutungen und Spekulationen ungleich zahlreicher sind als die gesicherten Fakten. Österreichs Geschichte scheint auf Gedeih und Verderb mit Operette und Straußschen Walzerklängen verbunden zu sein, und ein Gutteil dieser Operettenwirklichkeit hat, wenn schon nicht zur eigentlichen Tragödie, so doch zum Mythos von Mayerling beigetragen. Man nehme nur die Protagonisten: der alte Kaiser, der seine Akten selbst erledigt, selbst sein allererster Beamter ist, stets Uniformen bevorzugt oder den Jagdanzug, der aber nicht nur das Töten von Gemsen und Hirschen eifrig betreibt, sondern auch seine Liebesaffären; seine Frau Elisabeth, eine zerstörte Schönheit, die Gedichte in Heine-Manier schreibt und ziellos in der Welt umherreist, eine Schwärmerin und Melancholikerin von Geblüt, der Sohn Rudolf, der die Galauniform lieber mit dem Privatanzug vertauscht, dem liberalen Journalismus und dem Lebemännischen gleichermaßen Sympathien bezeugt und sich letztendlich mit Ausschweifungen betäubt, sein Glück im Vergessensrausch suchend; und
schließlich die Baronesse Mary Vetsera, siebzehnjährig, das Kind einer halbruinierten Familie und gleichzeitig deren letzte Trumpfkarte im Vabanquespiel um den heißersehnten gesellschaftlichen Aufstieg. Genaugenommen hat das Drama von Mayerling unter diesen vier Menschen stattgefunden - ist es doch Antwort des Sohnes auf die Welt seiner Eltern, die sich an der seinigen stößt, auf die Nichtakzeptanz, die er mit ebensolcher beantwortet: mit seinem Sterben wie dem blutigen Schock, den er dem österreichischen Erzhaus zufügte.
Camillo Schaefer, in Wien geboren, ist Schriftsteller und Journalist. 1981 wurde er mit dem Literaturförderungspreis der Stadt Wien ausgezeichnet.
Vissza