Meine ungeschriebenen Memoiren

Fülszöveg

Diese verehrungswürdige Frau hat ohne
Zweifel mehr erlebt als die meisten ihrer
Zeitgenossen. Im vergangenen Jahr feierte
sie ihren 90. Geburtstag, keineswegs ver-
strickt in Erinnerungen, sondern präsent,
dem Tag zugewandt. Fast jedes Mitglied
der Familie Mann hat geschrieben oder
schreibt. Sie weigerte sich, es zu tun. Des-
halb blieben ihre Memoiren, die hier vor-
gelegt werden, ungeschrieben; sie hat sie
erzählt, den Fragen Elisabeth Plessens und
ihres Sohnes Michael antwortend; erzählt
freilich in einem Ton, der unverkennbar
und unverwechselbar ist. Zwar sind viele
Ereignisse und Geschichten aus ihrem Le-
ben bekannt, doch ihr Urteil und ihr Eigen-
sinn färben sie um, rücken sie in ein neues
Licht. Und es ist einfach amüsant und lehr-
reich, von der Heldin selbst zu erfahren,
wie die junge, ganz offenkundig sehr
schöne Katia Pringsheim von dem Lübecker
Thomas Mann umworben wurde, wie sie
ihn kennenlernte - in der Straßenbahn.
Und nicht minder... Tovább

Fülszöveg

Diese verehrungswürdige Frau hat ohne
Zweifel mehr erlebt als die meisten ihrer
Zeitgenossen. Im vergangenen Jahr feierte
sie ihren 90. Geburtstag, keineswegs ver-
strickt in Erinnerungen, sondern präsent,
dem Tag zugewandt. Fast jedes Mitglied
der Familie Mann hat geschrieben oder
schreibt. Sie weigerte sich, es zu tun. Des-
halb blieben ihre Memoiren, die hier vor-
gelegt werden, ungeschrieben; sie hat sie
erzählt, den Fragen Elisabeth Plessens und
ihres Sohnes Michael antwortend; erzählt
freilich in einem Ton, der unverkennbar
und unverwechselbar ist. Zwar sind viele
Ereignisse und Geschichten aus ihrem Le-
ben bekannt, doch ihr Urteil und ihr Eigen-
sinn färben sie um, rücken sie in ein neues
Licht. Und es ist einfach amüsant und lehr-
reich, von der Heldin selbst zu erfahren,
wie die junge, ganz offenkundig sehr
schöne Katia Pringsheim von dem Lübecker
Thomas Mann umworben wurde, wie sie
ihn kennenlernte - in der Straßenbahn.
Und nicht minder aufschlußreich ist es, die
Mutter Katia Mann über ihre Kinder er-
zählen und urteilen zu hören. Mittelpunkt
der Erinnerung allerdings bleibt „Der Zau-
berery/, Thomas Mann. Dieses gemeinsame
Leben ist reich an Höhen und Tiefen. Sie
hat für ihn gelebt, doch sie war nie von
ihm bestimmt. Das wird in ihrer Lebens-
erzählung deutlich.
Das Buch ist eine Kostbarkeit, Zeugnis
einer einzigartigen Lebensgeschichte und
zugleich Zeugnis einer Generation, die
noch im 19. Jahrhundert aufwuchs und das
20. Jahrhundert erlitt. Vissza