Fülszöveg
»Wer kein Zuhause mehr hat, kann überallhin«, erklärt Maximiliane von Quindt aus Poenichen und macht sich 1945 mit ihren Kindern auf den Weg in den Westen. Eine unter Millionen von Flüchtlingen aus dem deutschen Osten; aber im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen und Vertriebenen wird sie nicht wieder seßhaft. Sie schlägt sich durch, eine Simplizia Simplizissima unseres Jahrhunderts, die sich den Zeitumständen anpaßt und ein Behelfsheim als richtige Unterkunft für Flüchtlinge hält. Sie weigert sich, neue Wurzeln zu schlagen, und zieht mit ihren fünf Kindern weiter.
In Kalifornien, wo ihr Stiefvater mit ihrer Mutter nach der Emigration lebt, blickt sie über den Pazifik und sagt: »Was tue ich hier? Ich bin doch aus Poenichen«, dieses ferne, unerreichbare Poenichen in Hinterpommern, das sie ihre Speisekammer nennt, aus der sie sich heimlich nährt. Die Prophezeiung ihres alten Lehrers, daß ihr das Lachen noch vergehen würde, erfüllt sich nicht. Sie lacht, aber sie leistet auch die...
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Fülszöveg
»Wer kein Zuhause mehr hat, kann überallhin«, erklärt Maximiliane von Quindt aus Poenichen und macht sich 1945 mit ihren Kindern auf den Weg in den Westen. Eine unter Millionen von Flüchtlingen aus dem deutschen Osten; aber im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen und Vertriebenen wird sie nicht wieder seßhaft. Sie schlägt sich durch, eine Simplizia Simplizissima unseres Jahrhunderts, die sich den Zeitumständen anpaßt und ein Behelfsheim als richtige Unterkunft für Flüchtlinge hält. Sie weigert sich, neue Wurzeln zu schlagen, und zieht mit ihren fünf Kindern weiter.
In Kalifornien, wo ihr Stiefvater mit ihrer Mutter nach der Emigration lebt, blickt sie über den Pazifik und sagt: »Was tue ich hier? Ich bin doch aus Poenichen«, dieses ferne, unerreichbare Poenichen in Hinterpommern, das sie ihre Speisekammer nennt, aus der sie sich heimlich nährt. Die Prophezeiung ihres alten Lehrers, daß ihr das Lachen noch vergehen würde, erfüllt sich nicht. Sie lacht, aber sie leistet auch die nötige Trauerarbeit, sie singt weiterhin Choräle, aber auch Löns-
-ui guter Nährboden .ai ihre Kinder. Aber sie ist keine Witwe, die den Ansprüchen auf >Verzicht um der Kinder willen< genügt; sie sucht und findet, zumindest vorübergehend, Wärme in Männerarmen und verstreut Maximen, wie einst der ahe Quindt seine Quintessenzen. Als die Kinder erwachsen sind, sagt sie: »Lauft!« Um sie zu besuchen, muß sie den Globus zur Orientierung nehmen, loachim lebt als Lyriker in den schwedischen Wäldern; Golo liegt auf dem Friedhof in Marburg; Edda leitet in Holstein eine Fabrik, die nach einem bereits von Bismarck gelobten Rezept >Poenicher Wildpastete< herstellt; Viktoria befindet sich auf der Suche nach neuen Lebensformen in Indien; die schöne Mirka ist in Paris verheiratet. Maximiliane lebt auf dem inzwischen zum Burg-Hotel ausgebauten Stammsitz der Quindts, allerdings im Angestelltenverhältnis. Im Juni 1976 reist sie ins polnische Pommern, sitzt im Dickicht des verwilderten Parks auf einem Säulenstumpf; mehr ist vom Herrensitz der Quindts nicht übriggeblieben als dieses Stück pommerscher Antike.
Umschlaggestaltung: K. Hartig
Umschlagfoto; K.H. Klubescheidt
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»Für meine Leser ist dies die erwartete Fortsetzung von >Jauche und Levkojen<, für Neuhinzukommende beginnt der Roman der Quindts aus Poenichen im Jahr 1945, als Maximiliane sich mit ihren 4V2 Kindern auf den Weg in den Westen begibt: »Wer kein Zuhause mehr hat, kann überallhin. <
Ein Flüchtlingsschicksal unter Millionen anderen, aber >Flüchtlingselend< wird ebensowenig ausgebreitet wie >deutsches Wirtschaftswunder<, hier ist eine Simplizia Simpli-zissima unterwegs.«
Christine Brückner
Vissza