Rembrandt

Fülszöveg

Die vielfältigen Kontraste, die in Rembrandts Persönlichkeit vereinigt sind, die nicht minder der Lebensgang des Leidener Müllersohnes aufweist, der in seiner Jugend in den Kreis der adelsstolzen Amsterdamer Patrizier und Besitzbürger Eingang fand und noch vor Vollendung seines fünfzigsten Lebensjahres Reichtum und Ansehen in nichts zerrinnen sah, um schließlich entmündigt im Armenviertel zu enden, diese Gegensätze, die das beziehungsreiche Helldunkel seiner Werke irgendwie widerspiegelt, haben immer von neuem zu literarischer Gestaltung angeregt. Je nach Absicht und Neigung des Betrachters und unter dem Einfluß gerade vorherrschender Zeitströmungen hat der eine diesen, der andere jenen Zug als Wesenskern angesehen und versucht, von da her alle scheinbaren Widersprüche zu deuten und aufzulösen. Dem einen war es etwa das erotische Motiv, andere stellten nationale Momente in den Vordergrund, wieder andere rationale, irrationale, ästhetische oder religiöse. Nach all diesen Richtungen... Tovább

Fülszöveg

Die vielfältigen Kontraste, die in Rembrandts Persönlichkeit vereinigt sind, die nicht minder der Lebensgang des Leidener Müllersohnes aufweist, der in seiner Jugend in den Kreis der adelsstolzen Amsterdamer Patrizier und Besitzbürger Eingang fand und noch vor Vollendung seines fünfzigsten Lebensjahres Reichtum und Ansehen in nichts zerrinnen sah, um schließlich entmündigt im Armenviertel zu enden, diese Gegensätze, die das beziehungsreiche Helldunkel seiner Werke irgendwie widerspiegelt, haben immer von neuem zu literarischer Gestaltung angeregt. Je nach Absicht und Neigung des Betrachters und unter dem Einfluß gerade vorherrschender Zeitströmungen hat der eine diesen, der andere jenen Zug als Wesenskern angesehen und versucht, von da her alle scheinbaren Widersprüche zu deuten und aufzulösen. Dem einen war es etwa das erotische Motiv, andere stellten nationale Momente in den Vordergrund, wieder andere rationale, irrationale, ästhetische oder religiöse. Nach all diesen Richtungen ist das Feld längst hinreichend durchpflügt, und eine neue Darstellung wird sich nur behaupten können, wenn sie dem alten Thema noch neue Seiten abzugewinnen weiß. Die Arbeit von Kurt Schuder ist eine Zwischenform zwischen hi-
storischer Biographie und dichterischer Einkleidung und Deutung. Sie enthält alle wesentlichen Daten und Vorgänge, die von Rembrandts Leben überliefert sind. Auch sie will die Kontraste von einem einheitlichen Mittelpunkt her erfassen. Sie wendet sich dabei nicht an einen begrenzten Kreis von Kennern und fachlich Gebildeten. Vielmehr versucht sie ohne jegliche Voraussetzungen die Masse des Volkes anzusprechen und ihr das Verständnis für die hohe Kunst Rembrandts aufzuschließen. Der Weg führt über die Persönlichkeit, wie sie der Verfasser aus dem Leben des Meisters und aus seinen Werken erfühlt. Es geht ihm darum, Rembrandt aus christlichem Geist zu begreifen. Er sieht in ihm die Verkörperung eines höchst lebensnahen, undogmatischen Christentums, das die Berührung mit der realen Welt und ihren konkreten Aufgaben nicht flieht, sondern sucht. Dabei ergibt sich ungezwungen die Verbindung zu Fragen und Aufgaben, die unsere Gegenwart bewegen, und die Erkenntnis, daß wirkliche Kunst niemals abstrakt und ohne Bezug auf den Menschen und die gesellschaftliche Wirklichkeit ist, sondern gültige Aussage und Wegweisung. * KOEHLER & AMELANG LEIPZIG Vissza