Scherry

Fülszöveg

Unter den belletristischen Werken des 1943 von den Nazis hingerichteten Schriftstellers Adam Kuckhoff nimmt die 1931 erschienene Erzáhlung „Scherry. Eine Begegnung" einen besonderen Platz ein. Anregung für die Gestalt des Scherry gab dem Autor der unter dem Namen Grock weltberühmt gewordene schweizerische Musikclown Adrién Wettach. Mit groBem psychologischem Einfühlungsvermögen sucht der Autor in die Probléma tik des Verháltnisses seines Helden, des Clowns Scherry, zu seinem Geige spielenden Partner Doré einzudringen. Beide habén mit einer nach Scherry benannten Nummer Abend für Abend die Gunst eines groBen Publikums gewonnen. Den Höhepunkt ihres Programms stellt das gemeinsam gestaltete Gemeinschaftslied dar, das symbolisch das Zusammenfinden der Menschen ausdrücken soll. Aber Scherry bekennt in seiner vor dem Ich-Erzahler abgelegten Lebensfyeichte, daB dieses Lied im Grundé auf einer Lüge beruht, auf Verrat am Partner, der zum „zweiten Mann" degradiert erscheint und von
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Fülszöveg

Unter den belletristischen Werken des 1943 von den Nazis hingerichteten Schriftstellers Adam Kuckhoff nimmt die 1931 erschienene Erzáhlung „Scherry. Eine Begegnung" einen besonderen Platz ein. Anregung für die Gestalt des Scherry gab dem Autor der unter dem Namen Grock weltberühmt gewordene schweizerische Musikclown Adrién Wettach. Mit groBem psychologischem Einfühlungsvermögen sucht der Autor in die Probléma tik des Verháltnisses seines Helden, des Clowns Scherry, zu seinem Geige spielenden Partner Doré einzudringen. Beide habén mit einer nach Scherry benannten Nummer Abend für Abend die Gunst eines groBen Publikums gewonnen. Den Höhepunkt ihres Programms stellt das gemeinsam gestaltete Gemeinschaftslied dar, das symbolisch das Zusammenfinden der Menschen ausdrücken soll. Aber Scherry bekennt in seiner vor dem Ich-Erzahler abgelegten Lebensfyeichte, daB dieses Lied im Grundé auf einer Lüge beruht, auf Verrat am Partner, der zum „zweiten Mann" degradiert erscheint und von
Scherry keinen Spielraum für die Entwicklung seiner schöpferischen Möglichkeiten erhalt. Scherry findet auf die Dauer nicht die Kraft,diese ihn zutiefst berührende Lebenslüge zu überspieien, und tritt von der Bühne ab. Die Möglichkeit einer produktíven Partnerbeziehung innerhalb der bürgerlichen Kunstwelt wird damit grundsatzlich zur Diskussion gestellt. Wesentlich bleibt, daB Kuckhoff sich nicht im Sinne einer lediglich kritisch-realistischen Position mit der Enthüllung der Stellung des Künstlers in der bürgerlichen Gesellschaft zufriedengibt, sondern dafi er bereits deutlich werden laCt, wie innerhalb einer vom realen Humanismus getragenen sozialen Ordnung die Schranken für die schöpferische Selbs tverwirklichung des Menschen und damit zugleich für die Fruchtbarkeit seiner Partnerbeziehungen fallen. Die Neuauflage erscheint zu Ehren Adam Kuckhoffs im Jahr seines 90. Geburtstages, den er am 30. 8. 1977 hatte feiern können. Vissza