Theiß-Rhapsodie

Fülszöveg

»Mit der >Theifi-Rhapsodie< steht Adelbert Muhr in der vordersten Reihe der europáischen Schriftsteller«, schrieben die »Salzburger Nachrichten« beim ersten Erscheinen des Romans. Und die » Wiener Zeitung«: »Muhr ist ein grofier Wurf geglückt! Ein meisterliches Werk! Es wiegt Dutzende auslándische Romane auf.« Der Erfolg ist diesem Gipfelwerk des österreichischen Romanciers - »seit Muhr gibt es wieder eine österreichische Literatur«, hiefi es in den Kritiken - treu geblieben: auslándische Ausgaben, westdeutsche in Riesenauflagen, hollándische Übersetzung und so weiter, trugen Muhr internationale Anerkennung ein. Ihm ist das Samenkorn zu seiner spáteren grófién literarischen Frucht durch eine glückliche Fügung zugefallen, als er schon in der Zwischenkriegszeit bei seinen Universitátsstudien über die gigantischen Theifiregulierungen vor rund hundert Jahren auf ein Traktat stiefi, eine Moritat, welche die romantische Liebe des Bettelíischers Imre aus Dombrád zur reichen Csárdatochter... Tovább

Fülszöveg

»Mit der >Theifi-Rhapsodie< steht Adelbert Muhr in der vordersten Reihe der europáischen Schriftsteller«, schrieben die »Salzburger Nachrichten« beim ersten Erscheinen des Romans. Und die » Wiener Zeitung«: »Muhr ist ein grofier Wurf geglückt! Ein meisterliches Werk! Es wiegt Dutzende auslándische Romane auf.« Der Erfolg ist diesem Gipfelwerk des österreichischen Romanciers - »seit Muhr gibt es wieder eine österreichische Literatur«, hiefi es in den Kritiken - treu geblieben: auslándische Ausgaben, westdeutsche in Riesenauflagen, hollándische Übersetzung und so weiter, trugen Muhr internationale Anerkennung ein. Ihm ist das Samenkorn zu seiner spáteren grófién literarischen Frucht durch eine glückliche Fügung zugefallen, als er schon in der Zwischenkriegszeit bei seinen Universitátsstudien über die gigantischen Theifiregulierungen vor rund hundert Jahren auf ein Traktat stiefi, eine Moritat, welche die romantische Liebe des Bettelíischers Imre aus Dombrád zur reichen Csárdatochter Erzsi aus Cigánd vom andern Theifiufer im Zusammenhang mit der berühmten und berüchtigten Ráuberbande des Schwarzen János behandelt. Es ist ein genialer Kunstgriff unseres Dichters, dafi er den Schwarzen János in den Augen des armen Fischers als den Chef der Theifi-
regulatorén erscheinen láfit, was dieser natürlich sofort und gründlidi zu seinem Vorteil auszunützen versteht . . . So hat Muhr aus einer Volksballade einen weltanschaulichen Román geformt, cin umfassendes, farbenglühendes Epos des Ungarlandes »zwischen Európa und Asien und seiner eurasischen Bewohner«, eine áufierst spannende Handlung, die von zahllosen Volkstypen getragen wird und dennoch nur der Vorwand für die eigentliche Heldin ist: die Theifi. Die Theifi, lánger als die ungarische Donau, ja als Elbe und Oder und nicht viel kürzer als der Rhein, ist der eigentliche Haupt- und Zentralstrom Ungarns, »der vergeblich sein Meer sucht«, und auch das natürliche Zentrum dieses Romans. Von ihren Überschwemmungen, von ihren Eisgangen gehen Leben und Tod aus: das ist jener mythische Bezúg, der die Naturverbundenheit der Bauern und Fischer festigt und der grófién epischen Form den innerlichen Halt gibt. Muhr, ein Eigener von klarer Profilierung, macht keinerlei Mode mit, er bleibt seinem ironischen, des Humors nicht entbehrenden, magisch-naturnahen Sensualismus treu, stark graphisch und bildhaft wie etwa die Gemálde Brueghels. Tatsáchlich hat unser Dichter langere Zeit geschwankt, ob er nicht Maler werden solle; derlei Doppelbegabung ist ja gar nicht so seiten, sie findet sich zum Beispiel schon bei Gottfried Keller, Hermann Hesse und Adalbert Stifter. Gerade zu dem letztgenannten Meister scheint von Muhr eine seelisch-künstlerische Beziehung zu führen, die zu untersuchen einen Literarhistoriker reizen könnte. Vissza